Oktober ’23

Der Väterklub

Die Mathe-Note, die unser Sohn nach unserer gemeinsamen Vorbereitung nach Hause gebracht hat, war knapp ungenügend. Ich war enttäuscht. Die Latein-Note, die sich unter der Schirmherrschaft meiner Frau ergab – deutlich besser. Es wurde natürlich nicht ausgesprochen, aber ihr Blick sprach Bände: Ich solle mich gefälligst auch mal etwas anstrengen! Ja, mit Ausrufezeichen, im Blick drin.

Habe dann bei andern Vätern nachgefragt. Keiner war in Partylaune. Ich initiierte eine Vätergruppe, in denen sich Gleichgesinnte bei uns in der Küche gegenseitig Mathenachhilfe geben, während meine Frau im Pilates ist. Wir haben tolle Stimmung, konzentriert, Kaffee, Heinz, der neben einer Bäckerei wohnt, bringt immer Gipfeli mit, Mark, dessen Frau beim Läderach Schokolade vertickt, steuert Süsses hinzu. Es ist ein lebendiges Forschen: «Was will der Mathelehrer hier eigentlich genau wissen?» «Was ist das für eine komische Zahl da?» «Mein Taschenrechner sagt …ou, die Batterien sind durch.» «Ehrlich gesagt, Latein wäre schon deutlich einfacher!» «Hat’s noch Kaffee?»

Mittenrein klingelt das Telefon: Ob ich Reto Zeller sei. Ich bejahe. Ob ich bei der Krankenkassenprämie 8.5% einsparen möchte? Ja, schon, natürlich! Ich frage nach, wie sie das genau rechnet. Das wisse sie auch nicht, das käme vom Chef. Ob ich den Chef haben könne. Ich stelle auf laut und wir Männer lassen uns von Herrn Gubser das Prozentrechnen erklären. Grossartig, man merkt beim Zuhören, wie er ins Feuer kommt. Er merkt, dass wir eine ganze Gruppe sind und schlägt vor, doch mal vorbei zu kommen, dann könne er das mit den Prozenten an all unseren Krankenkassen demonstrieren. Ich frage nach, ob er auch Trigonometrie könne, und welche Läderach-Schoggi er mag. Morgen kommt er, mit seiner Assistentin, die müsse das schliesslich auch lernen. Fortsetzung folgt also.